Ich und mein Ego – Brief an mein Anti-Teilchen (3)

Datum: 27. März 2025

Ein Hund unter einem Tisch

Ich habe verstanden, dass du dich nicht öffnen kannst/willst.

Aber ich kann mich öffnen, und vielleicht kannst du damit eines Tages etwas anfangen.

Ich habe dir in den vergangenen Monaten viele Nachrichten geschrieben, die ich dann schließlich doch nicht abgeschickt habe.

Der Grund ist, dass ich zwar besser darin werde, mich nicht mehr so sehr zu identifizieren mit meiner persönlichen Illusion von Ego, aber im Endeffekt muss ich eben zugeben, dass das Ding noch lebt.

Und das Ding ernährt sich unter anderem davon, dass du ihm so richtig vor den Koffer geschissen hast. Vermutlich sollte ich dankbar sein dafür, denn sonst wäre mir vielleicht nicht bewusst geworden, wie viel Macht es immer noch hat.

Wenn das Ding für eine Sache gut ist, ist das Angst, und ich habe wirklich Schiss davor, dich noch weiter weg zu drängen, indem ich offen mit dir spreche.

Die andere Sache ist, dass du vermutlich der einzige Mensch auf diesem Planeten bist, der in der Lage ist meine tiefsten Verletzungen ans Tageslicht zu befördern.

Nicht nur, dass es dir wieder einmal gelungen ist: wenn der Vulkan einmal ausbricht, hört das auch ohne Kontakt einfach nicht mehr auf. Auch dafür bin ich in gewisser Weise dankbar, denn irgendwie war ich nach dem Umzug so überfordert, dass ich steckengeblieben auf meinem spirituellen Weg.

Nachdem du mir den letzten Rest Boden unter den Füßen weggezogen hattest – und ich im Anschluss ein paar Monate lang die Schockstarre mit Widerstandskraft verwechselt habe – habe ich schließlich die Gelegenheit bekommen, wieder ein paar Quantensprünge vorwärts zu machen, nachdem ich um Weihnachten rum erstmal so richtig feierlich abgeschmiert bin.

Du sollst wissen, dass ich es nicht bereue, dass ich dir nochmal mein Herz zu Füßen gelegt habe – obwohl sich die Dinge auf eine Art entwickelt haben, die ich nicht habe kommen sehen und mein Herz dabei schon wieder in der Müllpresse gelandet ist.

Versteh mich nicht falsch, es ist unfassbar schwer, das nicht persönlich zu nehmen, und ein Teil von mir will unbedingt darüber reden. Im Grunde weiß ich aber überhaupt nicht, was wir zu besprechen haben: egal was für Gefühle das in mir auslöst, die Vergangenheit ist nichts als eine Geschichte mit der mein Gehirn sich identifiziert.

Das Leben ist, wie es ist, ich existiere gerade in diesem Film und du in einem anderen. Vielleicht sind wir beide nicht bereit für einen gemeinsamen Film, und ich habe kein Interesse daran dir irgendetwas vorzuwerfen.

Möglicherweise ist das Folgende aber für irgendeine Zeitlinie am Ende relevant, daher halte ich es fest:

Du bist und bleibst die Liebe meines Lebens. Es ist mir ziemlich egal, wie du das im Moment beurteilst. Und auch, wenn dir das nicht gefällt: ich habe wirklich überhaupt kein Interesse daran, mir nochmal einen anderen Partner zuzulegen.

Trotzdem muss ich auf mich aufpassen, denn niemand sonst kann das tun, und das bedeutet für mich, dass ich mich anders verhalten muss als bisher.

Du weißt, ich habe im Grunde kein Problem mit Polyamorie; Liebe will gelebt werden, wohin sie auch fällt. Das sehe ich weiterhin so.

Aus meiner Perspektive habe ich dich niemals vor eine Wahl gestellt und will das auch jetzt nicht.

Das Universum hat dich aber offensichtlich dazu gezwungen, eine Wahl zu treffen, und wie du damit umgegangen bist, hat mir unmissverständlich unter die Nase gerieben, was für ein Machtgefälle zwischen uns herrscht und dass wir unabhängig von der Gefühlslage noch nie eine Beziehung auf Augenhöhe geführt haben.

Zwischen uns fehlt einfach vollkommen die Balance und dass ich das akzeptiert habe, ist kein Ausdruck von Liebe, es ist bloß erbärmlich. Das ist weder aus psychologischer Sicht gesund noch ist das energetisch irgendwie hilfreich.

Die Metapher ist vielleicht hart, aber als wir trotz aller Widrigkeiten auf wundersame Art eine verrückte und dennoch reale zweite Chance bekommen haben, habe ich mich damit arrangiert, der Hund zu sein, der unter dem Tisch auf dem Boden hockt und darauf wartet, dass vom Kuchen etwas runterfällt. Ich wollte mit dir zusammen sein, ich hatte deine Familie sofort ins Herz geschlossen und du hast mir vermittelt, dass am Tisch einfach nicht genug Platz ist, daher war es irgendwie sogar okay für mich, diese Rolle zu spielen.

Aber entsprechend hast du mich schließlich auch behandelt und mich dann, erst auf Nachfrage, vor vollendete Tatsachen gestellt: es gab plötzlich eine dritte Frau in deinem Leben; da war interessanterweise sofort klar, dass die einen Stuhl und einen Teller braucht und das zu ermöglichen, war dir wesentlich wichtiger als den Hund zu füttern. Und als das blöde Vieh sich dann auch noch bemerkbar gemacht hat, hast du den Köter lieber schimpfend aus dem Haus geschmissen, damit er nicht mehr beim Essen stört.

Da du seither in deiner eigenen synaptischen Brühe schmorst und mich nicht daran teilhaben lässt, kann ich nicht einschätzen, ob du mich in deinem Leben überhaupt noch haben willst, aber auf dieselbe Art wie bisher kann ich da nicht mehr mitspielen.

Ich bin bereit, meinem Seelenplan zu folgen, und wenn mein Beziehungsleben an diesem Punkt einfach vorbei ist, ist es der Wille der Götter. Aber ich glaube nicht, dass das so ist, im Gegenteil: etwas sagt mir, dass unsere Verbindung geschützt wird. Und auch wenn du das im Moment vielleicht gar nicht fühlst, weiß ich, dass du den Abstand tief im Inneren überhaupt nicht willst.

Ich hab keine Ahnung, ob, wann und wie du nochmal auf mich zukommst. Und ich kann damit leben, wenn dein Gehirn mich für verrückt hält.

Die Wahrheit ist: ich bin ein Geschenk und du willst es auspacken, aber du hast Angst davor, was das für dich bedeutet.

Wenn du wissen willst, was auf dem nächsten Level noch kommt, bin ich an deiner Seite.

Aber dann sitze ich am Tisch.


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