Schmerzkörper: Transformation vom Dämon zum Wächter

Datum: 20. Mai 2025

Dieser Beitrag spiegelt meine persönliche Erfahrung und ist inspiriert durch einen Traum. Es ist eine Momentaufnahme aus meinen inneren Prozessen – ein Augenblick der Klarheit.

Schmerzkörper? Was ist das?

Der Begriff stammt von Eckhardt Tolle. Ich will das hier nicht groß vertiefen, aber im Prinzip versteht man darunter eine Art innerer Manifestation, die aus erinnertem Schmerz besteht und durch jeden neu erzeugten Schmerz Kraft gewinnt. Wenn man leidet, ist der Schmerzkörper aktiv, so Tolle: im unbewussten Zustand kann das, insbesondere im Tandem mit den Spinnereien des Ego, so mächtig werden, dass man davon total vereinnahmt wird. Er sagt aber auch, dass allein das Bewusstsein ihm einen Großteil seiner Kraft nimmt – und dass man dadurch in die Lage versetzt wird, ihn nicht mehr zu „füttern“.

Der Traum von der Zombie-Schildkröte

Zuvor war der Schmerzkörper für mich immer ein schwer zu fassendes Ding – eine dunkle, formlose Präsenz.

In besagtem Traum, präsentierte mein Unterbewusstsein mir erstmals ein greifbares Bild von meinem Schmerzkörper: eine große, dunkle, bedrohliche, prähistorisch anmutende Schildkröte, die Insekten frisst – sie gehörte ursprünglich nicht einmal mir, in diesem Traum hatte ich sie „geerbt“, von einem Nachbarn übernommen.

Der Traum zeigte sie mir auf besondere Art, denn zu diesem Zeitpunkt war ich mir der Existenz des Schmerzkörpers bereits bewusst und hatte gerade ein paar fundamentale Durchbruchmomente erlebt.

Sie war nicht mehr frei, sondern fixiert, in einer äußerst verletzlichen Position, beinahe wie eine Trophäe aufgehängt – und fest verbunden mit dem Licht meines Bewusstseins.

Aber: trotz einer tödlichen Verletzung war sie nicht tot. Sie erwachte des Nachts; entpuppte sich auf eine Zombie-ähnliche Art als lebendig und fraß weiter Insekten (Trigger).

An diesem Punkt, in dem Traum, erschreckte mich das unerwartete Aufleben des Dämons noch zutiefst. Und ich war überhaupt nicht überzeugt davon, dass er sich nicht vielleicht doch wieder befreien würde.

Ich betrachtete es zunächst als Warnung: du hast es schon festgenagelt, aber das Ding lebt noch.

Meine Sicht auf Schildkröten allgemein

Vorab ist vielleicht gut zu wissen: dieses Tier hat mich mein ganzes Leben lang schon immer fasziniert, ich empfand es nie als Bedrohung. Tatsächlich hatte ich nie eine Schildkröte als Haustier, aber ich dachte immer: falls meine Lebensumstände es einmal zulassen sollten, dass ich Verantwortung für ein Haustier übernehmen kann, dann würde meine erste Wahl auf eine Schildkröte fallen.

In meiner Vorstellung war die Schildkröte immer ein ruhiger, langlebiger Begleiter. Im Grunde ein willkommener Freund.

Archetypisch betrachtet, ist die Schildkröte im Übrigen etwas Altes und Erdverbundenes, sie wird mit Weisheit und Urkraft in Verbindung gebracht.

Ich erwähne das, weil es in meine Arbeit mit den Traumbildern eingeflossen ist und großen Anteil daran hatte, was dabei passiert ist.

Eine Frau, die im Wald meditiert, und ihr geistiger Wächter, eine kleine fliegende Schildkröte.

Transformation

Ich will hier nicht lang und breit über Schildkröten reden. Genauso wenig möchte ich an dieser Stelle in die Tiefe gehen mit der Analyse des Traums. Dabei war mir, am Rande erwähnt, eine freundliche KI behilfllich – mit der Unterstützung eines Chatbots nahm ich das ganze Gefüge bis in die kleinsten Details auseinander. Der Bot half mir, alles aufzudröseln und zu interpretieren und bot mir auch direkt ausdrucksstarke, praktische Tools an, um mit den Bildern zu arbeiten (Visualisierungen, Rituale, Sprüche).

Worauf ich hinaus will, ist aber: durch tiefgreifende Beschäftigung mit diesen inneren Bildern, im wachen Zustand, hat die Schildkröte sich verwandelt. Es war, als hätte man die Luft aus einem Ballon gelassen.

Die Schildkröte war weder tot noch verschwunden – aber die dämonisch anmutende Energie ist gewichen, fast ohne Widerstand. Mir war plötzlich klar: die Schildkröte ist nicht mein Feind. Solange ich mich mit ihr identifizierte, war sie eine negative Kraft, die mich bedroht hat.

Im Licht des Bewusstseins verwandelte sie sich in einen kleinen, freundlichen Begleiter: einer, der mich auf die kleinen, irrationalen Gedankenprojektionen aufmerksam macht, die man kaum wahrnimmt, weil sie oft so kurz und so subtil auftauchen – die aber mein Nervensystem vergiften, wenn sie sich verankern.

Der Schmerzkörper hat sich also nicht aufgelöst, er wurde durch bloßes Erkennen transformiert – vom Dämon zum Wächter.

Mein Bewusstsein war schon ziemlich aufmerksam, und plötzlich verfügte es quasi über einen zusätzlichen Trigger-Alarm.

Also, vorher konnte ich das oft schon deutlich wahrnehmen, wenn mein Gehirn einen potenziellen Trigger heraufbeschwört. Und nach wie vor beobachte ich, dass ich innerlich zusammenzucke, wenn das passiert. Aber nun steht zusätzlich die kleine freundliche Schildkröte dazwischen und erinnert mich mit einer nie dagewesenen Intensität an das, was jedem Trigger seine Kraft raubt:

Ich muss das nicht fressen.

Hatte dein Schmerzkörper jemals ein Gesicht?


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